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Rosemarie Hein

Blanker Populismus

Die Grünen fordern die Einführung eines bundesweit geltenden Kindergartenpflichtjahres, um die Integration von Einwandererkindern zu verbessern. Dazu erklärt das Mitglied des Parteivorstandes Rosemarie Hein:

Seit alle Parteien die Bedeutung frühkindlicher Bildung für die Lebenschancen junger Menschen entdeckt haben, überschlagen sich die politischen Parteien in einer Ankündigungspolitik. Nun scheinen – entgegen ihren früheren Gewohnheiten – auch  die Grünen das Kindergartenpflichtjahr vor der Schule zu entdecken.

Das allein ist allerdings zu wenig. DIE LINKE setzt andere Prämissen: Wir wollen, dass alle Kinder vom ersten Lebensjahr an die Möglichkeit haben, eine Kindereinrichtung zu besuchen, um sich gemeinsam mit anderen Kindern alle Lernwelten zu erschließen. Nicht erst im letzten Vorschuljahr, denn neuere wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, welchen Vorteil dieses gemeinsame Lernen hat. Es nur auf das letzte Vorschuljahr beschränken zu wollen, bleibt hinter den Erfordernissen zurück. Eine langfristige Vorbereitung auf den Übergang in die Grundschule wäre ein erster Schritt für Chancengleichheit.

Derzeit fehlen allerdings ausreichend Ganztagskitaplätze, es fehlt ein Rechtsanspruch auf frühkindliche Bildung, es fehlen ausgebildete Erzieherinnen, es fehlt überhaupt an Einrichtungen, es fehlt ein Zugehen auf die Familien, um ihnen die Bedeutung frühkindlicher Bildung auch für ihr Kind plausibel und entsprechende Angebote zu machen, es fehlt an einer ausgewogenen Finanzierung, die es auch Kindern aus sozial benachteiligten Elternhäusern möglich macht, ein solches Angebot anzunehmen – wenn es denn vor Ort überhaupt vorhanden ist…

Die Liste der Defizite ist lang - die Forderung nach einer Kita-Pflicht daher blanker Populismus.


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