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Nachrichten, Interviews, Presseerklärungen

Ulrike Zerhau

Wer Gleichberechtigung fordert, muss zuallererst Mindestlöhne festsetzen

Zur DIW-Studie über die Benachteiligung von Frauen in Führungspositionen erklärt die stellvertretende Parteivorsitzende Ulrike Zerhau:

Frauen werden in Führungspositionen oft benachteiligt. Das ist keine neue Erkenntnis und wenig überraschend.

Warum hätte eigentlich ausgerechnet in den Führungsetagen die Gleichberechtigung der Geschlechter ausbrechen sollen, wo sonst überall in der Gesellschaft das Gegenteil der Fall ist? Die Ursachenerklärung dieses Zustands ist ebenso wenig neu wie originell: Frauen werden noch immer für den Haushalt und die Kindererziehung verantwortlich gemacht, haben daher weniger Zeit für die eigene Entwicklung und können so in entscheidenden Phasen ihres Berufslebens wenig bis nichts für ihre berufliche Karriere tun.

Soll die Benachteiligung der Frauen ernsthaft überwunden werden, braucht es mehr als  Regierung und Unternehmen bisher zu tun bereit sind. Damit Frauen unabhängig leben können, brauchen sie Existenz sichernde Erwerbseinkommen und verbindliche Sicherungen zur Gleichstellung in Unternehmen und Gesellschaft, z.B. durch Quotierungsregelungen. Wer ernsthaft Gleichberechtigung fordert, muss zuallererst den prekären Arbeitsverhältnissen den Kampf ansagen, Mindestlöhne festsetzen und die Arbeitnehmerrechte stärken. Die immer wieder bedauerte alte Rollenteilung lässt sich erst wirklich überwinden, wenn die Sorge und Pflege anderer Menschen nicht automatisch den Frauen aufgehalst, sondern flächendeckend ein gutes Angebot der Daseinsvorsorge geschaffen wird.

Damit Frauen und Männer sich in Beruf und Familie engagieren, was sie für die eigene Entwicklung und zur gesellschaftlichen Einflussnahme tun können, brauchen sie zuallererst auch ein entsprechendes Zeitbudget. Nur wer darüber verfügt, kann in allen Bereichen tätig werden. Mit anderen Worten: Wir brauchen eine drastische Kürzung der Erwerbsarbeitszeiten! Vor dem Hintergrund der wachsenden Erwerbsarbeitslosigkeit in der Krise sowieso eine überfällige Maßnahme.