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Wiesbaden

Stadt schwimmt im Geld – aber wertvolle kulturelle Angebote gehen unter

„Angesichts der außerordentlich guten Haushaltslage fordern wir, dass sich die Stadtverordneten bei der Bemessung von Haushaltsmitteln zur Förderung der Wiesbadener Kultur, insbesondere der Theaterlandschaft, an den tatsächlichen Bedarfen orientiert und damit ein breites kulturelles Angebot ermöglicht, nicht mehr und nicht weniger!", erklärt Hartmut Bohrer, Fraktionsvorsitzender der Rathausfraktion LINKE&PIRATEN und Mitglied im zuständigen Ausschuss für Schule, Kultur und Städtepartnerschaften.

Ein Beispiel für die Fehlentwicklungen bietet die Geschichte des Walhalla e.V., der aufgrund eines Brandschutzgutachtens in diesem Jahr aus dem Walhalla vorübergehend in das ehemalige „Gestüt Renz" umziehen musste. Eigentlich soll hier bereits im Januar 2018 der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden, doch die im Doppelhaushalt 2018/2019 vorgesehenen Zuschüsse reichen kaum für die Bestreitung der Mietkosten am neuen Standort, sodass der finanzielle Zusammenbruch bereits vorprogrammiert ist und von einem wirklichen Zuschuss keine Rede sein kann. Bereits eingeplante Mittel für die Finanzierung der Miete ab 2019 konterkarieren die Situation. Es ist auch kaum vorstellbar, dass die Sanierung des Walhalla bis 2019 soweit abgeschlossen sein könnte, dass eine Rückkehr an die alte Spielstätte möglich wäre. „Deshalb fordern wir, dass diese Mittel als Zuschuss für die kommenden beiden Jahre umgelegt werden, um so den Erhalt des gebeutelten „Walhalla im Exil" zu ermöglichen. Andernfalls wird es keine Rückkehr mehr geben können", legt Bohrer nach. „Diesbezügliche Ankündigungen der „Großen Kooperation" von SPD, CDU und GRÜNEN bleiben nebulös und sind im Haushalt nicht erkennbar.

Ähnlich ärgerlich ist der Umgang mit dem thalhaus-Theater, einem Kulturpreisträger der Landeshauptstadt Wiesbaden. Nur durch eine massive Einschränkung des Programms lässt sich sein Spielbetrieb aufrechterhalten. Der Vorstand des thalhaus e.V. hat bereits angekündigt, dass die Galeriearbeit, Lesungen, Weltmusik und Jazzkonzerte im thalhaus Theater nicht mehr stattfinden werden und man sich in Zukunft auf Kabarett, Comedy und Varieté beschränken werde. Und das nur, weil sich die Rathausmehrheit weigert, den Zuschuss den in den letzten sieben Jahren gestiegenen Kosten anzupassen. Obwohl die städtischen Rücklagen nach neuesten Prognosen auf weit über 200 Millionen € anwachsen, fehlt die Bereitschaft der Rathausmehrheit, den Zuschuss um die noch benötigten jährlich 20.000 € anzuheben.

Der Initiative „Theater im Pariser Hof", die mit viel Eigeninitiative und Engagement versucht, das 2014 aufgrund massiv erhöhter Mieten geschlossene „Pariser Hoftheater" wiederzubeleben, wird im Doppelhaushalt die finanzielle Unterstützung gänzlich verweigert.

„Wir müssen die drohenden Einbrüche in unserer Kulturlandschaft verhindern und zu einer vernünftigen und sachgerechten Förderung von Schauspielhäusern und anderen Kultureinrichtungen in unserer Stadt zurückkehren", erklärt Hartmut Bohrer. „Die Vielfalt der Wiesbadener Theaterbühnen und anderen Kultureinrichtungen ist auch ein großartiges, kulturelles Aushängeschild für eine Stadt, in der gerade für 200 Millionen ein Kongresscenter entsteht, dass jährlich mit mehreren Millionen bezuschusst wird in der Erwartung einer „Umwegrentabilität" durch Kongressgäste, die sich über einen Kongressbesuch hinaus in Wiesbaden aufhalten werden. Der drohende Verlust von Kultureinrichtungen hätte für das Ansehen und die Lebensqualität der Landeshauptstadt vielfältige und unumkehrbare negative Folgen", prognostiziert Bohrer.