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Nachrichten, Interviews, Presseerklärungen

Gabi Ohler, Ulrike Zerhau

Arbeitszeit verteilen statt Minijobs

„Wir brauchen eine radikale Umverteilung der Arbeitszeit, anstatt Frauen in Minijobs und unterbezahlten Teilzeitstellen zu verdrängen“ erklären Ulrike Zerhau und Gabi Ohler, zuständig für Frauen- und Gleichstellungspolitik im Parteivorstand der LINKEN. „Solange ein Großteil der berufstätigen Männer 40 Stunden plus X arbeiten und die Frauen auf einen Zuverdienst angewiesen sind, werden wir zu keinen gleichwertigen Lebensverhältnissen kommen.“

Dies beweise auch der von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Gleichstellungsbericht, der so tapfer von der Bundesfrauenministerin Kristina Schröder ignoriert werde. „Die darin enthaltenen Forderungen widersprechen ihrem konservativen Familienbild“, stellen die Politikerinnen fest. Dort wird die Abschaffung des Ehegattensplittings und der Minijobs ebenso wie ein umfassenderer Ausbau der Kinderbetreuungsangebote und einer Frauenquote für Aufsichtsräte für notwendig gehalten.

Der Bericht bestätige noch einmal, dass der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern mit ca. 23 % so hoch sei wie in kaum einem anderen europäischen Land. Frauen hätten ein mehr als doppelt so hohes Risiko wie Männer, niedrig entlohnt zu werden. Der Anteil der gering bezahlten Frauen lag 2007 bei 29,3 % gegenüber 13,8 % bei Männern. Mehr als zwei Drittel aller Niedriglöhner seien Frauen, viele davon verdienten weniger als 5 oder 6 Euro die Stunde.

„Diese Arbeitszeitverteilung zulasten der Frauen ist nicht zuletzt auf ein konservatives Familienbild in Politik und Wirtschaft zurückzuführen, das zu immer neuen Fehlanreizen führt“ sagen Zerhau und Ohler. Die Umwandlung von sozialversicherungspflichtigen Stellen in Minijobs sei hier ein besonderer Skandal, was dauerhaft zu Benachteiligung von Frauen führe – sowohl beim Verdienst, aber auch beim Arbeitslosengeld und in der Rente.

„Wir wollen ein grundsätzliches Umsteuern in der Arbeitsmarktpolitik“, sagen die Politikerinnen. Dazu gehöre nicht nur der Mindestlohn als untere Existenzabsicherung, sondern auch eine andere Arbeitszeitverteilung. „Wenn alle – Frauen wie Männer– lediglich 20-30 Stunden arbeiten und diese Arbeit gut entlohnt würde, bliebe mehr Zeit für Familie, politisches Engagement und persönliche Weiterbildung übrig.“ Auch das bestätige der Gleichstellungsbericht: Die derzeitige Zufriedenheit von Frauen und Männern sei durch zu wenig oder zu viel Arbeit eingeschränkt. Alle wollten nicht nur auf dem niedrigsten sozialen Niveau existieren, sondern gute Arbeit und ein gutes Leben, was bei gerechter Verteilung in unserer Gesellschaft möglich ist.