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Gerhard Trabert

Krankenversicherung ist Menschenrecht!

Der Fall des Schauspielers Heinz Hoenig, der keine Krankenversicherung hat, muss ein Weckruf für die Bundesregierung sein, meint Gerhard Trabert, Kandidat der Partei Die Linke zur Europawahl. Trabert fordert die Einführung einer solidarischen Bürgerversicherung für alle.

Der Fall des Schauspielers Heinz Hoenig hat das Thema „nicht krankenversichert zu sein“ ins öffentliche Bewusstsein gebracht. Insbesondere auch unser ungerechtes duales Versicherungssystem. Auf der einen Seite gesetzlich Versicherte, auf der anderen Seite privat Versicherte. Auch wenn im Fall Hoenig vieles unklar bleibt, so gibt es sehr wohl auch in der privaten Krankenversicherung Möglichkeiten der Beitragsreduzierung, wenn man bedürftig ist. Im sogenannten Basistarif ist der Beitrag dann deutlich geringer. Man muss das allerdings wissen, denn die Krankenkassen kommen oft ihrem Beratungs- und Dienstleistungsauftrag nicht nach.

Generell ist festzustellen, dass die profitorientierten privaten Krankenkassen junge und gesunde Besserverdiener bevorzugen. Wer alt und arm ist, hat keine Chance mehr, ab dem 55 Lebensjahr kann man nicht mehr von der privaten in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln. Der Bundesgesundheitsminister muss handeln und ein Rückkehrrecht für verschuldete Privatversicherte auf den Weg bringen. Es darf nicht sein, dass Menschen aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation plötzlich in eine Finanzierungsnotlage ihrer Krankenversicherung geraten.

Dass es Menschen gibt, die nicht krankenversichert sind, ist ein Versagen des Sozialstaates. Für sie ist der Zugang zu medizinischer Versorgung erschwert bis unmöglich. Im Krankheitsfall sind sie oft ohne Hilfe, kommen spät oder im schlimmsten Fall überhaupt nicht zu einer Behandlung. Erkrankungen werden verschleppt oder führen im schlimmsten Fall zum Tod.

Wie viele Menschen in Deutschland tatsächlich ohne Krankenversicherung leben, ist, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Partei Die Linke im Wesentlichen hervorgeht, nicht bekannt. Zwar findet sich in der Antwort eine Zahl zu nicht krankenversicherten Menschen, diese jedoch dürfte aufgrund der Erhebungsmethode deutlich zu niedrig angesetzt sein. So wurden darin Menschen ohne festen Wohnsitz oder ohne Aufenthaltstitel nicht berücksichtigt. Insbesondere Menschen in der Obdachlosigkeit, Saisonkräfte und Wanderarbeiter sind gefährdet, aber auch Freiberufler und Selbständige. Der Gesundheitsökonom Prof. Wasem von der Universität Duisburg-Essen schätzt, dass in Deutschland zwischen einer halben und einer Million Menschen ohne Krankenversicherung leben.

Gesundheit darf keine Frage des Einkommens sein. Allen Menschen muss die bestmögliche Gesundheitsversorgung und Pflege zur Verfügung stehen. Deshalb muss Schluss sein mit der Zwei-Klassen-Medizin in Deutschland. Generell fordern wir die Einführung einer Bürgerversicherung. Eine solidarische Grundversicherung für jede und jeden! Alle zahlen ein, auch die Spitzenverdiener. Die solidarische Gesundheitsversicherung muss alle Bedarfe abdecken: Alle bekommen alle medizinisch notwendigen Leistungen.

Jeder Mensch hat das Recht auf eine menschenrechtskonforme Gesundheitsversorgung. Dafür braucht es schnellstmöglich eine landesweite Implementierung von Krankenversicherungs-Clearingstellen, deren Ziel es ist, Menschen ohne (ausreichenden) Krankenversicherungsschutz im Regelsystem abzusichern (je nach Vorversicherungen in einer gesetzlichen oder einer privaten Krankenversicherung).


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