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Ausstiegsprämien statt Überbrückungshilfen: Agrarwende jetzt!

Didem Aydurmus, Klimaexpertin und Mitglied des Bundesvorstands der Partei DIE LINKE erklärt:

Während selbst die Agroindustrie Ausstiegsprämien aus der Tierhaltung fordert, sichert Özdemir den Schweinehalter*innen unbürokratische Überbrückungshilfen zu. Betriebe müssen nicht mehr nachweisen, dass Umsatzeinbrüche ausschließlich durch die Pandemie zustande kamen. Nicht nur bei der Energiewende herrscht also Orientierungslosigkeit, auch die Agrarwende wird verschlafen.

Unbürokratische Überbrückungshilfen gehen sowohl angesichts des Klimaschutzes, des Artensterbens als auch der Ernteausfälle wegen des Ukrainekrieges in die völlig falsche Richtung. Wir brauchen dringend geringere Tierzahlen für den Klimaschutz, aber auch kurzfristig gegen den Welthunger. Deutsche Schweine sind auf dem Weltmarkt für Weizen direkte Nahrungsmittelkonkurrenten der Menschen im globalen Süden. Nicht auf allen Böden kann Weizen für den menschlichen Konsum angebaut werden, allerdings gibt es pflegeleichtere Getreide. Bei der Konversion Getreide zu Tierprodukt gehen durchschnittlich über 80 % der Kalorien verloren. Hunger ist ein Verteilungsproblem. Nicht nur, weil viel weggeschmissen wird.

Der Markt für Futtermittel ist nicht nur hauptverantwortlich für die fortschreitende Regenwaldzerstörung. Futtermittelimporte leisten ein Beitrag dazu, dass Menschen hungern. Wir wissen, dass ein großer Anteil des Getreides weltweit dieses Jahr durch den Krieg ausfallen wird. Daran können wir nichts ändern. Wir wissen auch, dass wir vor enormen Herausforderungen weltweit stehen. Mit klimatischen Veränderungen, Katastrophen und abnehmender Bodenqualität werden die Ernten immer schlechter. Die jetzigen Lebensmittelpreise sind nur ein Vorgeschmack. Es muss allerdings jetzt strategisch über die weltweite Nahrungsmittelversorgung nachgedacht werden. Unbürokratische Überbrückungshilfen sind also das komplett falsche Signal. Von einem Ministerium der Grünen müssen wir mehr verlangen. Landwirt*innen brauchen endlich Planungssicherheit. Das heißt Ehrlichkeit gegenüber der mangelnden Zukunftsfähigkeit ihrer Geschäftsmodelle und die finanzielle Unterstützung beim Aus- und Umstieg. Die Agrarwende muss jetzt kommen. Nur dann kann Deutschland souveräner und damit krisensicherer werden.


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