Hilfe für ehemalige IS-Gefangene
Die Parteivorsitzende Katja Kipping traf sich mit Lamija Adschi Baschar, die kürzlich gemeinsam mit Nadia Murad mit dem Sacharow-Preis ausgezeichnet wurde
Die 18-jährige Jesidin Lamija Adschi Baschar hat in den mehr als anderthalb Jahren, die sie Gefangene des IS war, Furchtbares erlebt. Ihre Familie wurde getötet. Fünf Mal ist sie auf dem Sklavenmarkt verkauft worden, vier Fluchtversuche hat sie hinter sich. Beim letzten trat ihre Freundin auf eine Landmine und starb, sie überlebte schwer verletzt. Inzwischen lebt sie in Deutschland, wie ca. 1.100 weitere jesidische Frauen und Kinder, die über ein Sonderkontingent in Baden-Württemberg aufgenommen werden konnten. Doch noch immer sind über 3.500 Frauen und Kinder in IS-Gefangenschaft. Etwa 1.700, die sich befreien konnten oder von Angehörigen freigekauft wurden, leben in Flüchtlingscamps im Nordirak. Dort fehlt es neben ausreichend Kleidung, Medikamenten und Lebensmitteln vor allem an psychologischer Betreuung. Der Shengal, aus dem die Jesiden im Sommer 2014 vom IS vertrieben worden sind, ist inzwischen zu 80 Prozent wieder befreit, doch ist die Angst groß, dass so etwas wieder passieren kann. Der IS selbst ist aus den Dörfern fort, doch seine Handlanger, einst Nachbarn derer, die geflohen sind oder festgenommen wurden, leben noch immer dort. Eine Rückkehr in das alte Leben ist nicht möglich. Die jesidischen Frauen und Kinder brauchen dringend einen sicheren Ort, an dem sie zur Ruhe kommen können, und professionelle Hilfe, um die Traumata der Gefangenschaft zu verarbeiten. Ziel sollte daher sein, auch in anderen Bundesländern Kontingente zur Unterbringung zu schaffen. Alle, die vor Krieg, Vertreibung und Elend geflohen sind, brauchen Hilfe, und viele sind traumatisiert. Die jesidischen Frauen und Kinder sind von diesem Schicksal in besonderer Härte betroffen.