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DIE LINKE beim Klimaaktionstag in Berlin
DIE LINKE beim Klimaaktionstag in Berlin

Ein eher mühsamer Kampf ums Klima

Der 8. Dezember wurde 2005 weltweit von Umweltverbänden und sozialen Bewegungen zum globalen Klima-Aktionstag ausgerufen. Auf Bali in Indonesien tagt seit 3. Dezember der noch bis zum 14. Dezember 2007 angesetzte Weltklimagipfel. Zur Halbzeit der Klima-Konferenz auf Bali gab es am Samstag, dem 8. Dezember, weltweit Aktionen.

Bildbericht aus Berlin

Bildbericht aus NRW

In Deutschland rief die Klima-Allianz, ein Zusammenschluss von 40 Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, zu zwei großen Demonstrationen auf. "Wir müssen Druck machen, damit die Politik jetzt konsequent handelt", hieß es im gemeinsamen Aufruf. Im Mittelpunkt der Kritik stehen die 25 neuen Kohlekraftwerke, die in Deutschland geplant sind, sowie das Einknicken der Regierung vor den Automobil- und Energiekonzernen.

Einige tausend Menschen haben am Samstag in Berlin für einen wirksamen Klimaschutz demonstriert. Auf unseren Marsch durch die Bundeshauptstadt forderten wir auf Transparenten und in Sprechchören zu einer effektiven Klimapolitik auf. In Nordrhein-Westfalen versammelten sich aus Anlass des Klima-Aktionstags rund 3000 Demonstranten vor dem im Bau befindlichen größten Braunkohlekraftwerk Europas in Grevenbroich. Zu den Demonstrationen hatte die im April gegründete Klima-Allianz aufgerufen, der mehr als 80 Umwelt- und Entwicklungsorganisationen wie etwa Greenpeace, Bund, Diakonie Katastrophenhilfe, Caritas International sowie fünf evangelische Landeskirchen angehören. Sprecher äußerten scharfe Kritik am Klimapaket, das die Bundesregierung in der vergangenen Woche beschlossen hatte. Es werde zu Makulatur, wenn nicht sofort der geplante Bau von 25 neuen Kohlekraftwerken sowie der weitere Ausbau des Straßennetzes und die Subventionierung des Flugverkehrs gestoppt würden.

Wir müssen endlich Abschied von der Ideologie des Wachstums nehmen. Es gibt auf der Erde genügend Ressourcen für die elementaren Bedürfnisse aller Menschen. Das Schmelzen der Pole, das Steigen des Meeresspiegels und die sich ausbreitende Dürre seien unübersehbare Zeichen, dass etwas geschehen müsse. Die indische Umweltschützerin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises, Vandana Shiva, rief die reichen Industriestaaten zu einem einfacheren Lebensstil auf. «Was gut ist für die Armen ist gut für alle», sagte sie. Die Menschheit habe nur die eine Erde und die eine Atmosphäre. Die Klimakatastrophen vor allem in Südostasien hätten gezeigt, dass die Welt nicht warten könne. Das sei auch die Botschaft an die Klimakonferenz in Bali, fügte sie hinzu.

Mehrere Mitgliedsverbände der Klima-Allianz hatten zudem für den Abend des Aktionstages die Bundesbürger aufgerufen, um acht Uhr für fünf Minuten alle elektrischen Lichter zu löschen. Bei der Kampagne «Licht aus» wurden die Umweltverbände Greenpeace, WWF und Bund publizistisch von Medien wie der BILD-Zeitung, ProSieben und Google unterstützt.

Licht an? Licht aus?


Seit mehreren Monaten kooperieren die Umweltverbände mit BILD in der Klimakampagne "Rettet unsere Erde" der Zeitung. Eine ganz normale Kooperation oder der umweltpolitische Sündenfall? Lange war BILD nicht gerade zimperlich mit den "Ökos" umgegangen. Mit Aufklebern "Öko-Steuer? Ich hup' euch was" machte sie einst mobil und erfand die "Benzin-Wutwelle". Sind all die Persönlichkeitsrechtsverletzungen, Lügen und Kampagnen weniger schlimm, wenn BILD im Gegenzug öfter als sonst das Greenpeace-Logo herzeigt?

In den beteiligten Verbänden, BUND, WWF und Greenpeace floss viel böses Blut. Vor allem an der Basis gab es kritische Stimmen. Zeitgleich forderten taz, Robin Wood und andere Umweltverbände: "Licht an. Aber richtig". In dieser Zeit sollten also Energiesparlampen eingesetzt werden, zu Ökostromanbietern gewechselt und E-Mails an verantwortliche Politiker geschrieben werden!

Es muss endlich wieder ein Bewusstsein für die Klima- und Energieproblematik in der gesamten Gesellschaft entstehen. Es reicht eben nicht, das Thema Klima mit der doppelten Betätigung seines Lichtschalters an einem Abend abzuhandeln. Es reicht auch nicht sich auf seinem Mitgliedsbeitrag an einen Umweltverband auszuruhen. Klar stellt die Forderung nach wirksamem Klimaschutz immer auch den eigenen Lebensstil in Frage - und das macht bekanntlich niemand gern. Aller Anfang ist schwer...

Lars Kleba