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betrieb & gewerkschaft

Mindestausbildungsvergütung – wichtiger denn je

Isabel Artus

Was ist passiert? Auf ihrem Bundesparteitag hat DIE LINKE die Forderung nach einer Mindestausbildungsvergütung beschlossen, der Bundestag beschloss, mit Enthaltung der LINKEN, einen Mindestlohn.

Dass der Mindestlohn nicht für Auszubildende gelten soll, war für alle klar. Aber warum nicht? Sollen nicht auch Auszubildende von ihrem Einkommen leben können? Auszubildende arbeiten nicht, sondern lernen - so per Definition. Es ist also kein Arbeitsverhältnis. In Wirklichkeit erarbeiten Auszubildende so einiges an Umsatz, gerade in den Branchen mit besonders miesen Ausbildungsvergütungen, wie beispielsweise im Bäckerhandwerk.

Der Mindestlohn schließt aber auch die minderjährigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus. Das ist für DIE LINKE an sich schon untragbar. Der von der SPD angeführt Grund, ein Mindestlohn würde Jugendlichen die Motivation für eine Ausbildung nehmen, zeigt, dass Ausbildung besser vergütet werden muss. Eine Mindestausbildungsvergütung ist jetzt wichtiger denn je.

Das Argument der SPD ist wissenschaftlich ohnehin nicht belegt. Zudem wird die Ausbildung in einigen Fällen so schlecht bezahlt, dass die Ausbildung keine finanzielle Entscheidung ist. Der Mindestlohn hält Jugendliche ja auch nicht vom Studieren ab, oder? Wieso wurde über diese These nicht diskutiert? Studieren Minderjährige, die für einen Lohn unterhalb des Mindestlohns arbeiten müssen nicht? Selbstverständlich tun sie das. Durch das Turbo Abi haben wir sogar minderjährige Studierende, die, wie viele andere auch, neben dem Studium arbeiten müssen.

Das Bild "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" ist in vielen Köpfen immer noch verankert. Dass Ausbildung schlecht vergütet wird, wird als Selbstverständlichkeit angesehen. Anstatt von einer schlechten Bezahlung auf eine noch schlechtere Vergütung zu schließen, sollte jede Beschäftigung den Lebensunterhalt sichern.

Die Ausbildungsvergütung ist keine Belohnung für gutes oder fleißiges arbeiten. In den Branchen, in denen die Ausbildung am meisten kostet, wie der Industrie, und die Auszubildenden am wenigsten erwirtschaften, sind die Ausbildungsvergütungen am höchsten. Sie wurden verhandelt, in der Regel von Gewerkschaften, denn hier sind sie stark. Schwach sind sie in kleinen Betrieben, sodass es hier zu den schlechteren Vergütungen kommt. Diese Schwäche darf nicht zu Lasten der Auszubildenden gehen. Der Gesetzgeber muss mit einer Mindestausbildungsvergütung tätig werden. Das unterstützt DIE LINKE.

Die Angst, eine Mindestausbildungsvergütung sei nicht realisierbar, muss genommen werden. Ausbildung ist für einen Betrieb mehr wert, als das, was während der Ausbildung erwirtschaftet wird. Ausbildung bedeutet Fachkräfte, die angeblich so rar sind.

Die Mehrzahl der Betriebe bilden nicht aus. Es gilt, was die Gewerkschaftsjugend schon lange fordert: Wer nicht ausbildet muss zahlen. So kann Betrieben, die tatsächlich Schwierigkeiten zur Finanzierung einer Ausbildung haben, geholfen werden und damit den Auszubildenden.

Die Diskussion über die Höhe einer konkreten Forderung ist in der LINKEN noch nicht abgeschlossen und muss vorangetrieben werden.

Isabel Artus ist Vorsitzende der DGB Jugend Hamburg, Studentin der Sozialökonomie