Zum Hauptinhalt springen
betrieb & gewerkschaft

Jetzt schlägt#s 13!

Elmar Wigand

Deutsches Rotes Kreuz, H&M und Mercedes-Zulieferer nominiert

Die Initiative aktion./.arbeitsunrecht e.V. macht den "Unglückstag" Freitag, der 13. zum regelmäßigen Aktionstag gegen schikanöse Arbeitgeber. Denn der alltägliche Horror am Arbeitsplatz ist ständiger Begleiter vieler engagierter Kolleg/innen. Am 13. Oktober 2017 soll der Spieß zumindest für einen Tag umgedreht werden. Aus einer Vielzahl von Vorschlägen wurden drei Arbeitgeber ausgewählt, die unterschiedlicher kaum sein können. Wer beim Online-Voting die meisten Stimmen auf sich vereint, erhält am 13. Oktober 2017 Saures.

Unter dem Deckmantel der Nächstenliebe

Auf den ersten Blick ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ein fürsorglicher Riese mit 164.000 Beschäftigten. Doch auf den zweiten Blick drückt und raubt das DRK Lohn und bekämpft Betriebsräte. In den Fokus rückten insbesondere DRK Rettungsdienste und DRK gGmbHs, die Flüchtlingsunterkünfte betreiben. So bekämpft der Kreisverband Oberlahn seit Monaten einen engagierten BR-Vorsitzenden mit juristischen Nachstellungen, die durch den berüchtigten Fertigmacher-Anwalt Peter Wallisch vorgetragen werden. Hintergrund des Konflikts: Das DRK Oberlahn schuldet den Rettungsfahrern und -sanitätern schätzungsweise über 2 Mio. Euro an Überstunden. Man will dieses Konto gern auf Null stellen. Der Betriebsrat weigert sich. Solche Formen von Lohnraub sind offenbar keine alleinige Spezialität des DRK Oberlahn, sondern gehören in verschiedenen DRK-Gliederungen zur Regel. Für negative Schlagzeilen sorgte das DRK auch als Betreiber von Flüchtlingsunterkünften: Die DRK Betreuungsdienste Westfalen-Lippe gGMbH jagte den Johannitern durch Preisdumping Aufträge ab, so dass 60 Betreuer in Oerlinghausen im April 2017 ihren Job verloren und durch Niedriglöhner ohne Tarifvertrag ersetzt wurden. In der Region Hannover wurde eine andere DRK gGmbH durch Heuern & Feuern, Schikanen und Betriebsratsbekämpfung bekannt.

Hauen und Stechen bei Mercedes-Zulieferer

Die Rotec Zerspanungs GmbH erscheint gegenüber dem DRK wie ein Zwerg. Im württembergischen Hermaringen arbeiten hier rund 150 Personen. Rotec ist einer von zahllosen Zuliefer-Betrieben, die von der deutschen Automobilindustrie planmäßig geschaffen wurden, um Fertigungsschritte auszulagern und die konkurrierenden Mittelständler beständig im Preis drücken zu können. Zum Schicksal dieser Betriebe gehört es, dass sie nicht als Teile eines größeren Ganzen gesehen werden. Die Heine und Beisswenger Stiftung, zu der Rotec gehört, beliefert Mercedes-Benz als deren Hauptlieferant von Aluminium im Raum Stuttgart. Ab 2011 baute man die Produktion von diversen Einzelteilen auf, die u.a. in Diesel-Fahrzeugen zum Einsatz kommen. In Hermaringen herrscht Tariflosigkeit. Die Belegschaft gründete 2014 einen Betriebsrat, um sich gegen ein brutales, schikanöses Arbeitsklima zu wehren. Das Management schaffte es, das erste Gremium gezielt zu zermürben und Neuwahlen zu erzwingen. Gleichzeitig erpresste man die Belegschaft durch den Aufbau einer zweiten Produktionsstätte im nahe gelegenen Adelmannsfelden. Dorthin wurde die Produktion des wichtigsten Einzelteils verlagert. Es entstand ein Klima des Hauen und Stechens, in dem sich ein kleiner Kern von Aufrechten bis heute wacker hält.

Sweatshops in Bangladesch, juristisches Stalking in Deutschland

Hennes & Mauritz hat in Deutschland rund 18.000 Beschäftigte. Diese sind Teil einer weltweiten Produktions- und Vermarktungskette. Während H&M in Bangladesch von mittelalterlich anmutender Ausbeutung tausender Näherinnen in Zulieferbetrieben profitiert, bekämpft das Management in Deutschland gewerkschaftlich organisierte Betriebsratsmitglieder durch examinierte Fertigmacher in Nadelstreifen: Die internationale Großkanzlei DLA Piper versucht durch juristische Nachstellungen und fingierte Kündigungsgründe BR-Mitglieder zu zermürben. Gewerkschaftlich aktive Beschäftigte leben durch Kettenbefristungen in ständiger Angst vor Kündigung.

Elmar Wigand, Mitbegründer der "aktion ./. arbeitsunrecht" und Redakteur des Blogs arbeitsunrecht.de