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betrieb & gewerkschaft

Es brodelt in den Betrieben

Mario Wolf

Als Gewerkschaftssekretär war ich unlängst zu Gast auf einer Betriebsversammlung in einem großen, relativ gut organisierten Betrieb unserer Region. Mein Beitrag war mit den Betriebsräten und den Vertrauensleuten abgesprochen. Thematisch ging ich auf die aktuelle Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie ein und informierte über anstehende Termine und Aktionen der IG Metall in Mittelhessen. Zum Schluss machte ich noch eine Anmerkung zum Ausgang der Kommunalwahlen in Hessen und dem Abschneiden der rechten Parteien. Ich merkte an, dass ich die zunehmende Akzeptanz rechter Ideologien, insbesondere im Zusammenhang mit der AfD, mit großer Sorge betrachte. Die Positionen der AfD und anderer rechter Parteien stehen im völligen Gegensatz zu den gesellschaftlichen Vorstellungen der IG Metall. Es ist verbrecherisch, Menschen, die vor schwierigen und oftmals lebensbedrohlichen Situationen in ihren Herkunftsländern und in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft fliehen, an Grenzen abzuweisen oder notfalls gar zu erschießen.

Normalerweise ist es in Betrieben mit stabiler wirtschaftlicher Situation und ohne aktuellen Großkonflikt unüblich, dass nach den Beiträgen größere Diskussionen aufkommen. Diesmal war es anders. Es meldete sich sofort eine Beschäftigte und fragte mich, was mein Beitrag und die Parteiwerbung auf der Betriebsversammlung zu suchen hätte. Gut ein Fünftel der anwesenden Beschäftigten applaudierte und es wurde etwas unruhig. Betriebsrat und Vertrauensleute schauten etwas überrascht und forderten mich auf, dazu noch einmal etwas zu sagen. Das tat ich kurz, indem ich wiederholte, warum wir als IG Metall diese Entwicklungen für problematisch halten und ging zusätzlich noch auf die fragwürdigen Positionen der AfD zu Gewerkschaftsthemen ein. Nach meiner Entgegnung applaudierte ein anderes Fünftel der Anwesenden.

Die "Rote Linie" neu ziehen

An der Betriebsversammlung wird deutlich, dass wir im Umgang mit der AfD vor einer Spaltung der Belegschaften stehen. Exemplarisch ist aber auch, dass noch nicht entschieden ist, wohin die Stimmung letztlich kippen wird, denn drei Fünftel der 900 anwesenden Beschäftigten haben sich gar nicht zur Thematik verhalten.

Es ist jetzt an uns, dem Rechtruck eine klare Absage zu erteilen und nachdrücklich zu intervenieren. Viele Menschen wählen die AfD, ohne zu wissen, wofür sie eigentlich steht. Spätestens jetzt ist es absolut notwendig, den wahren Kern der AfD aufzudecken! Wir müssen aufklären und mit den Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben noch offensiver über die gewerkschaftsfeindlichen Positionen dieser Partei diskutieren.

Zahlreiche Metallerinnen und Metaller unterstützen den Aufruf des Bündnisses "Aufstehen gegen Rassismus" (www.aufstehen-gegen-rassismus.de). Das ist für eine offensive Auseinandersetzung mit der AfD sehr wichtig. Die Kampagne will Menschen dazu ermutigen und inhaltlich befähigen, gegen rassistische Hetze von AfD & Co. aufzustehen. Wir müssen die Mehrheit derjenigen sichtbar machen, die sich gegen rassistische Hetze in den Betrieben stellen und sagen: "Unsere Alternative heißt Solidarität!"

Mario Wolf ist Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Mittelhessen