Architekt der 35-Stunden-Woche
Ein Nachruf auf Hans Janßen (1924 - 2011)
Wird über die Auseinandersetzung um die 35-Stunden-Woche seitens der IG Metall gesprochen, kommt man an Hans Janßen nicht vorbei.
Als bei der IG Metall und der damaligen IG Druck und Papier die entscheidenden Kämpfe um den Einstieg in die 35-Stunden-Woche stattfanden, war Hans Janßen Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der IG Metall. Seit 1977 war er im Vorstand für die Tarifpolitik zuständig.
Im Jahr 1984 gelang der IG Metall, der IG Druck und Papier sowie der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) nach einem sechswöchigen Arbeitskampf der Einstieg in die 35-Stunden-Woche.
Hans Janßen war das, was man seinerzeit als "klassenbewußten Gewerkschafter" bezeichnete: Vom Vertrauensmann und Betriebsratsvorsitzenden in seiner Heimatstadt Wilhelmshaven hatte er sich seit 1948 bis in diese führende Funktion seiner Gewerkschaft hochgearbeitet. 1954 wurde Hans Janßen Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Hildesheim, 1965 Bezirksleiter der IG Metall im Bezirk Münster.
Parteipolitisch war Hans Janßen ab 1948 in der SPD aktiv. Von 1959-1966 gehörte er für die SPD dem Niedersächsischen Landtag an.
Wegen der Agenda 2010, den Hartz-Gesetzen und dem Sozialabbau der SPD-geführten Bundesregierung trat Hans Janßen 2005 nach 57 Jahren aus der SPD aus. Er engagierte sich in der Partei Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (WASG) und wurde über diese dann Mitglied der Partei DIE LINKE. Klaus Ernst und Thomas Händel begrüßten ihn damals als "Architekten der 35-Stunden-Woche" mit den Worten: "Einen wie Dich können wir sehr gut gebrauchen, herzlich willkommen Hans Janßen! Wie kennen Dich als aufrichtigen und geradlinigen Menschen und freuen uns, Dich in unseren Reihen zu wissen."
Im April 2007 nahm Hans Janßen an der von der AG Betrieb & Gewerkschaft organisierten Gewerkschaftspolitischen Konferenz der Partei DIE LINKE in Hamburg teil. Im international besetzten Forum über die Arbeitszeit brachte er seine Erfahrungen in einer überzeugenden und solidarischen Weise ein.
Es war nicht zu überhören, welche Bereicherung wir mit Hans Janßen erfahren hatten.
Hans Janßen starb am 8. September 2011 im Alter von 87 Jahren. Wir werden ihm nicht nur ein ehrendes Andenken bewahren, sondern in seinem Sinne, bei allen Problemen, die dabei noch vor uns stehen, für weitere Arbeitszeitverkürzungen bei vollem Lohnausgleich kämpfen.
Gerald Kemski