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Keine Abbaggerung von Dörfern in der Lausitz mehr !

Angesichts der Pläne von Vattenfall zur Abbaggerung von weiteren Dörfern in der Nieder- und mittleren Lausitz erklären die SprecherInnen der AG Ethnische Minderheiten Renate Harcke und Heiko Kosel:

In den vergangenen Jahrzehnten haben viele Lausitzer durch den Braunkohlenabbau ihre Heimat für immer verloren – damit muss endlich Schluss sein. Es darf keine weitere Abbaggerung von deutschen und sorbischen Siedlungen in Brandenburg und Sachsen mehr geben. Wir werden deshalb die Volksinitiative „Keine neuen Tagebaue – für eine zukunftsfähige Energiepolitik“ unterstützen.

Für uns als Bundesarbeitsgemeinschaft, die sich der Förderung von ethnischen Minderheiten in der Bundesrepublik und dem Schutz der angestammten Siedlungsgebiete der autochthonen Minderheiten in besonderer Weise verpflichtet sieht, hat dabei die Erfahrung des massenweisen Verlustes von sorbischem Siedlungsraum und – damit verbunden – der sorbischer(wendischer) Sprache und Kultur eine besondere Bedeutung.

Die Umsiedlung ganzer Dörfer, wie sie in der Lausitz erfolgte und auch künftig nicht ausgeschlossen ist, sichert keine Zukunftsfähigkeit für die Region. In den Siedlungsgebieten der Minderheiten müssen vielmehr ökonomische, ökologische, soziale und minderheitenpolitische Aspekte stärker miteinander zu verbinden. Bund und Länder stehen in der Verantwortung, in allen Teilen des Bundesgebietes gleichwertige Lebensbedingungen zu schaffen und dabei strukturschwache Regionen, darunter auch jene, in denen die Minderheiten ihre angestammte Heimat haben, besonders zu fördern. Ein solcher Ansatz käme den Minderheiten ebenso wie der deutschen Mehrheitsbevölkerung zu Gute, er würde Energien und Ressourcen für den kulturellen und ethnischen Erhalt frei setzen.

Der Abbau von Braunkohle ist auf lange Sicht weder für das sorbische Volk noch letztlich für die Menschheit ein Segen. Er ist nur für den Energiekonzern ein Gewinn. Die Lausitz braucht eine andere Perspektive. Es ist deshalb nötig und möglich, bis 2050 auf der Basis der bisher in der Lausitz bestehenden Kraftwerke Schritt für Schritt sowie sozial und wirtschaftlich verträglich aus der Braunkohleverstromung auszusteigen. Der schrittweise Ausstieg muss jetzt beginnen: Kein einziges weiteres Dorf darf mehr um der Kohle willen von der Landkarte der Lausitz gestrichen werden.

Berlin, den 22. Oktober 2007