Zum Hauptinhalt springen
Saarland und Mecklenburg-Vorpommern

Ost-West-Telefonkonferenz mit spannendem Feedback

Im Rahmen des 120-Tage-Programms nach dem Parteitag in Göttingen hatten Katja Kipping und Bernd Riexinger eine Telefonkonferenz mit den Kreisvorstandsmitgliedern aus Ost und West angeregt. Den Anfang machten am 12. September das Saarland und Mecklenburg-Vorpommern.

30 GenossInnen wählten sich ein und diskutierten mit den beiden Parteivorsitzenden eine Stunde lang über die aktuelle Lage, über konkrete Themen, die sie bewegen, und über Anregungen für den kommenden Wahlkampf.

Unter dem Punkt aktuelle Aussprache wurde über die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zum ESM und zum Fiskalpakt und zur Lage der Partei gesprochen. Die Resonanz auf die politischen Initiativen der vergangenen Wochen war dabei ausgesprochen positiv. Übergreifend wurde appelliert, sich keinen Ost-West-Gegensatz einreden zu lassen und sich konkreten sozialen Fragen - in Ost wie West - zuzuwenden. Eine Teilnehmerin aus dem Saarland sah die Möglichkeit, von der langjährigen kommunalpolitischen Praxis der ostdeutschen LINKEN zu profitieren. Sie schlug vor, kommunalpolitische Anträge auszutauschen. Als weiteres Austauschmedium wurde auch das Mitgliedermagazin erwähnt. Hier unterstrich eine Teilnehmerin auch die Bedeutung eines Mitgliedermagazin für die vielen GenossInnen, die nicht oder nur sehr selten im Internet seien. Um den Austausch untereinender zu verbessern, wurde Ost-West übergreifend auch der Wunsch artikuliert, dass auf den kommenden Parteitag nicht wieder bis spät in die Nacht getagt wird. Mindestens an einem Abend solle Raum und Zeit für zwanglose Begegnungen und Austauschen und Geselligkeit sein.

Beim nächsten Punkt ging es um konkrete Themen, die die Kreisverbände beschäftigen. Eine Teilnehmerin aus dem Saarland berichtete über Aktivitäten der örtlichen LINKEN gegen eine bevorstehende Abschiebung. Ein Teilnehmer aus dem Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte berichtete von öffentlichen Seminaren auf dem Marktplatz gegen neofaschistische Ideologien. Dieser Kreisverband plane auch eine "New Deal"-Aktion, bei der auf dem Marktplatz BürgerInnen aufgefordert werden sollen, einen Deal mit der LINKEN einzugehen: Die LINKE verpflichtet sich, die sozialen Rechte zu schützen, der/die BürgerIn verpflichtet sich, die LINKE zu wählen. Die Vorsitzenden baten darum, Bilder und einen Bericht von der Aktion an die Bundesgeschäftsstelle zu schicken, damit diese Aktion ggf. in der gesamten Partei bekannt gegeben werden kann.

Beschrieben wurde auch wachsender politischer Frust der BürgerInnen, wenn, wie in Mecklenburg-Vorpommern geschehen, 100.000 Unterschriften für einen gesetzlichen Mindestlohn gesammelt und der Landesregierung übergeben werden, diese die Initiative aber nicht aufgreift, sondern abgebügelt. In diesem Zusammenhang wurde auch die Belastung von Ehrenamt und Beruf in der Kommunalpolitik thematisiert. Es gebe Kreistage, in denen sich aus allen Fraktionen immer wieder Menschen von ihren Mandaten zurückziehen, weil ihre beruflichen Anforderungen sich nicht mehr mit dem Ehrenamt vereinbaren ließen. Berichtet wurde auch von der desolaten Situation der Kommunalfinanzen und von den Problemen in Mecklenburg-Vorpommern, kleine Unternehmer von der Sinnhaftigkeit eines gesetzlichen Mindestlohns zu überzeugen. In diesem Kontext wurde die Frage gestellt, ob kleinere Unternehmen möglicherweise so zu fördern seien, dass sie einen gesetzlichen Mindestlohn problemlos zahlen können.

Beim Punkt Wahlkampf wurden bemerkenswerte Vorschläge gemacht. So solle sich DIE LINKE als Antilobbyismus-Partei darstellen, die als einzige keine Spenden von Konzernen annimmt. Auch das Thema Gesundheitspolitik kam zur Sprache: Die Praxisgebühr sollte klar abgelehnt und die Angst vor der Zahnarztrechnung thematisiert werden. Hingewiesen wurde auch auf die wachsenden Preise für Grundnahrungsmittel. Auch müsse ein Girokonto endlich als Grundrecht durchgesetzt werden. Altersarmut war ebenso Thema wie die noch immer nicht erfolgte Angleichung der Ostrenten an die Westrenten. Immer wieder wurde in den Wortmeldungen darum gebeten, dass DIE LINKE sich im Wahlkampf nicht verzetteln möge. Eine Fokussierung auf wenige Themen wurde angeregt. Ein Teilnehmer schlug vor, im Wahlkampf die Frage zu stellen: "Gehört dein Leben wirklich dir?"

Das Format Telefonkonferenz wurde von den Teilnehmern durchweg gelobt. Es wurde überlegt, ob Telefonkonferenzen nicht auch auf Landesebene oder in großen Flächenkreisen ein gutes Medium der internen Kommunikation sein könnten. Katja Kipping und Bernd Riexinger versprachen, ein Memo zu veröffentlichen, wie solche Telefonkonferenzen durchgeführt werden können. In ihren Schlussworten zeigten sich die beiden Vorsitzenden beeindruckt vom solidarischen und konstruktiven Diskussionsstil und versprachen, die Anregungen mitzunehmen und sie in die Themen- und Wahlkampfplanung einzubringen.