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betrieb & gewerkschaft

Zur Sache: 8. März - ein Tag internationaler Frauensolidarität

Gertrud Moll

Jedes Jahr stellen Frauen auf der ganzen Welt am 8. März fest: Kleine Fortschritte für Arbeitnehmerinnen mag es geben; aber wenn wir zurückblicken auf den ersten Frauentag 1910, wie viele Forderungen von damals sind noch unerfüllt!

Es gibt einige wenige Länder, in denen Fraueneinkommen sich denen der Männer allmählich annähern. Am besten liegen Island, Finnland und Schweden mit Frauenlöhnen, die zwischen bei 84 und 86 Prozent der Männerlöhne liegen und sich seit 2006 um mehrere Prozent verbessert haben. Deutschland liegt mit 76,3 Prozent auf Platz 13 hinter Nicaragua und den Philippinen und hat sich seit 2006 gerade mal um einen Prozentpunkt verbessert (Angaben laut www3.weforum.org/docs/WEF_GenderGap_Report_2012.pdf). Die Renten in Deutschland sinken seit Jahren, dank der Agenda 2010 der rot-grünen Bundesregierung - die Renten von Frauen sind im Vergleich zu Männern noch viel niedriger.

Meist wird das auf Teilzeitarbeit und Beschäftigungspausen zurückgeführt. Allzu oft ist Teilzeitarbeit aber nicht selbst gewählt - es werden oft nur Teilzeitjobs angeboten, z.B. in großen Teilen des Einzelhandels, häufig sogar nur Mini-Jobs. Firmen aller Branchen haben Bereiche wie Kantinen und Gebäudereinigung - typische Frauenarbeitsplätze - per Werkvertrag an Dienstleister vergeben und sie damit aus dem Geltungsbereich guter Tarifverträge entfernt. Niedriglohn (d.h. Entgelt weniger als 2/3 des Durchschnittslohns) ist vor allem Frauensache. Wenn Frauenarbeitsplätze vernichtet werden, wie bei Schlecker, mag der öffentliche Protest groß sein, aber konkrete Maßnahmen von Staat oder Gemeinden sind Mangelware. Initiativen wie die von ver.di Baden-Württemberg zur Einrichtung neuer Läden in der Hand ehemaliger Schlecker-Verkäuferinnen sind leuchtende Beispiele, aber noch zu selten.

Viel schlimmer ist die Lage von Frauen in Ländern wie Griechenland, Spanien oder Portugal. Die erzwungenen Sparmaßnahmen - auch unter Druck aus Deutschland - führen zu Privatisierungen, Zerstörung sozialer Rechte und drastischen Einschnitten im öffentlichen Dienst sowie bei sozialen Dienstleistungen. Nach wie vor sind es mehrheitlich Frauen, die in diesen Bereichen arbeiten. Den Gewerkschaften dieser Länder wird jede aktive Lohnpolitik unmöglich gemacht.

DIE LINKE setzt sich für eine solidarische Europapolitik ein, die gerade auch Frauen zugute kommt, sie bekämpft Niedriglöhne und prekäre Arbeitsverhältnisse und fordert die gesetzlich zugesagten Kindertagesstätten in guter Qualität. Weitere Stichworte sind verpflichtende Gleichstellungsgesetze für Unternehmen und Abschaffung des Ehegattensplittings. Im Bundestagswahlprogramm der LINKEN stehen noch viele weitere Maßnahmen - wir warten nicht noch mal hundert Jahre auf wirkliche Gleichstellung!

Gertrud Moll ist Bundessprecherin der AG Betrieb & Gewerkschaft