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betrieb & gewerkschaft

Erfolg nach nach 293 Tagen und Nächten!

Michael Mirbach

Streik bei PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG (P & W)

Ende März 2011 wurde der Tarifvertrag von P & W zum 30. Juni.2011 gekündigt, weil die Geschäftsführung eine betriebliche Regelung wollte. Damit sollte ver.di bei P & W (Ein Unternehmen mit 13 Pflegeeinrichtungen und 1.650 Beschäftigten.) keine Basis mehr haben. Auf einer Betriebsversammlung wurden die Kolleginnen und Kollegen informiert. Dem Betriebsrat wurde kurz darauf von der Geschäftsführung ein Antrag für eine betriebliche Lösung vorgelegt, der abgelehnt wurde. Die ver.di Vertrauensleute sprachen sich für Kampfmaßnahmen aus. Der Betriebsrat informierte täglich die Belegschaft.

ver.di rief am 28. September 2011 zum ersten Warnstreik auf. Über 200 Kolleginnen und Kollegen sowie Auszubildende beteiligten sich und äußerten lautstark den Unmut. Der Geschäftsführer warf den Streikenden vor, dass sie durch ihre Teilnahme am Warnstreik ihrer Verantwortung als Pflegekräfte nicht gerecht geworden sind. Wie fadenscheinig dieser Vorwurf an die Kolleginnen und Kollegen ist, zeigt, dass die Geschäftsführung es ablehnte eine Notdienstvereinbarung für Zeiten des Streiks abzuschließen. Es folgte ein weiterer Warnstreik, an dem sich fast 300 Beschäftigte beteiligten. Frank Bsirske (Vorsitzender ver.di) sprach den Kolleginnen und Kollegen Mut zu.

Die Geschäftsführung bekräftigte erneute ihre sture Haltung, dass es mit ver.di keinen Tarifvertrag geben wird. Daraufhin rief ver.di den unbefristeten Erzwingungsstreik aus. An jedem Tag wurde eine der 13 Einrichtungen. Einmal in der der Woche wurde Gesamt P & W bestreikt. Den Streikenden wurde in dieser Zeit viel abverlangt. Der Januar bitterkalt war. An den zentralen Streiktagen fanden vielfältige Aktionen statt. Der Eigentümer A. Franke wurde mehrmals von den Kolleginnen und Kollegen aufgesucht. An einem anderen Tag fuhren über 200 Beschäftigte nach Berlin, um dem anderen Eigentümer Vitanas einen Besuch abzustatten.

Die Kolleginnen und Kollegen nahmen wahr, dass der Streik seine Wirkung zeigte. Die Geschäftsführung wollte jetzt auch eine Notdienstvereinbarung abschließen, die von den Beschäftigten gefordert wurde. Die Öffentlichkeit zeigte viel Sympathie für den Streik. Die Medien berichteten positiv über die Streikenden.

Die Geschäftsführung versuchte die Beschäftigten moralisch unter Druck zu setzen. Die Kolleginnen und Kollegen blieben davon unbeeindruckt.

An den zentralen Streiktagen fanden Aktionen statt, wie z.B. eine Kundgebung vor dem Harburger Rathaus, oder ein Laternenumzug vor der HWP, um dort die Gäste einer Veranstaltung von P & W zu grüßen. In Bergedorf wurde die B 5 für den Autoverkehr gesperrt, als die Streikenden zur Pflegeinrichtung Moosberg gingen. Die Hochschule für Musik und Theater wurde aufgesucht. Herr Franke fördert hier über ein Stipendiat Studenten. Es fand auch eine gemeinsame Streikaktion mit den streikenden Kolleginnen und Kollegen der Endo-Klinik.

Das Ansehen von P & W in der Öffentlichkeit verschlechterte sich. Alle Streiktage wurden gefilmt und bei "You Tube" ins Internet gestellt. Bürgermeister Olaf Scholz wurde eine Petition überreicht. In der Hamburger Bürgerschaft und in einigen Bezirksversammlungen wurde wohlwollend über den Streik diskutiert.

Am 18. April 2012 - nach 293 Tagen und Nächten! - konnten die Kolleginnen und Kollegen endlich jubeln. Die Geschäftsführung hatte mit ver.di einen neuen Haustarifvertrag abgeschlossen. ver.di war wieder der legitime tarifliche Vertreter der Kolleginnen und Kollegen von P & W. Das dieser Tarifkampf gewonnen wurde ist auch der Unterstützung vieler Außenstehender zu verdanken. Ein persönlicher Dank von mir geht an DIE LINKE, die uns aktiv unterstützte.

Michael Mirbach ist Mitglied des Betriebsrates bei "pflegen & wohnen"