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Katja Kipping

1-Euro-Tests könnten Corona eindämmen helfen

Angesichts steigender Infektionszahlen und knapp werdender Reagenzien sagt Katja Kipping, Vorsitzende der Partei DIE LINKE:

Das Infektionsgeschehen rennt, da können wir uns nicht leisten, mit der Teststrategie hinterherzubummeln. Inzwischen wurden weltweit neue Testverfahren entwickelt, die eine wichtige Ergänzung zu den bewährten Labortests darstellen können. Vor allem Antigen-basierte Schnelltests können einen wichtigen Beitrag leisten, um das gesellschaftliche Leben auch im Winter aufrechtzuerhalten und die Pandemie dennoch weiter einzudämmen.

Die Bundesregierung muss die Zulassung und Nutzung von günstigen Corona-Schnelltests in Deutschland vorantreiben. 1-Euro Corona-Schnelltests können den Anstieg der Infektionszahlen bremsen und soziales Leben in der kalten Jahreszeit ermöglichen. Die Bundesregierung muss die Nutzung dieser Tests außerdem wissenschaftlich begleiten, um abschätzen zu können, welche Regeln flankierend nötig sind und wie viel Freiheit damit ermöglicht werden kann.

Man stelle sich das vor: Die Temperaturen fallen, die Menschen treffen sich zunehmend in Innenräumen, zunehmend reißen nur noch sehr engagierte Menschen die Fenster so weit auf, wie es nötig ist, um die Aerosolkonzentration auf risikoarmem Niveau zu halten.

Und dann stelle man sich vor, bevor die Menschen den Raum betreten, spucken sie auf einen Teststreifen, warten 15 Minuten und zeigen am Eingang das Ergebnis vor. Das lässt sich fast überall machen, ohne Labor, für einen Euro.

Natürlich wird man auch so nicht jedes Risiko vermeiden können, dafür sind die Tests nicht gut genug. Aber sie finden nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ziemlich zuverlässig die Menschen, die gerade besonders ansteckend sind. Und genau die sind es, die über die sogenannten ‚Superspreader-Events‘ für den Großteil der Ansteckungen verantwortlich sind.

Besonders da, wo viele Menschen getestet werden müssen, ohne dass konkrete Symptome oder belegte Kontakte mit Infizierten vorliegen, können Schnelltests eine gute Ergänzung sein. In Schulen, bei Veranstaltungen und bei Reiserückkehrern können Schnelltests eine Alternative zu Labortests sein.

Wir brauchen eine Regierungsinitiative, die die Produktion solcher Tests in großem Stil fördert und klar macht, wie mit dem Ergebnis umzugehen ist: Ein positives Testergebnis muss mit einer Verpflichtung zur sofortigen Selbstquarantäne für 14 Tage oder bis zum Vorliegen eines negativen Labortests einhergehen, während ein negatives Ergebnis keinen Nachweis darstellt. Dennoch werden die Menschen diesen Test gerne machen, weil sie sich damit gegenseitig schützen und ihr gesellschaftliches Leben aufrechterhalten können.

Das Argument gegen Schnelltests, dass durch viele unsichere Ergebnisse, die dann überprüft werden müssen, die Labore trotzdem überlastet werden, zieht nicht, wenn man gezielt Tests fördert, die wenig falsch positive Ergebnisse produzieren. Die Infizierten, die durch die Schnelltests nicht erkannt werden, sind in der Regel weniger ansteckend, und wären ohne Schnelltests ohnehin nicht getestet worden. Dennoch ist klar, dass sich niemand wegen einem solchen Schnelltest in falsche Sicherheit wiegen sollte. Wer konkrete Verdachtsmomente hat, braucht natürlich einen Labortest.

1-Euro Corona-Schnelltests können die Labortests zwar nicht ersetzen, sie können aber viel breiter zum Einsatz kommen und helfen, die besonders infektiösen Menschen zu finden, die am wahrscheinlichsten ‚Superspreader-Events‘ verursachen können.

Wir brauchen eine integrierte Corona-Strategie, die neben den bewährten Elementen wie Abstand halten, Masken tragen, Contact-Tracing und den langsamen aber zuverlässigen Labortests auch die neuen Entwicklungen aufnimmt. Vor allem Aerosol-Luftfilter und Schnelltests, aber auch eine Prüfung der in Österreich entwickelten Gurgel-PCR-Tests wäre sinnvoll.

Zusammen können diese Maßnahmen die Pandemie-Bekämpfung, die Vermeidung wirtschaftlicher Schäden und das Leben unter Pandemiebedingungen grundlegend verbessern.